Historie

Karnevalsbrauchtum in Bocholt

In den Wochen vor Aschermittwoch ist in Bocholt richtig was los. Es beginnt am Altweiber mit der ´heißen Phase`, denn dann ziehen überall in Bocholt Frauen durch die Straßen, erobern das Rathaus und schneiden den Männern die Krawatten ab, um damit Ihre Herrschaft über die Männer zu dokumentieren.
Im 11.Jahrhundert findet sich das älteste schriftliche Zeugnis der Fastnachtsbräuche in einer Festschrift aus Köln aus dem Jahre 1341. Auch in Bocholt ging es zu dieser Zeit schon hoch her, dort wurden auf dem Marktplatz um 1459 von Schülern ein Spiel aufgeführt und Schwerttänzer zeigten ihre Künste.1459 und 1501 wurden öffentlich von den Schülern Theaterstücke aufgeführt, so zum Beispiel 1526 die Komödie „Goensedag to Vastawend dat spyl der hilligen Koninge", danach folgten Ansprachen, anschließend konnte man sich an einem gestifteten Fass Bier erfreuen. Im Aachener Zeitungsmuseum des dortigen Stadtarchivs befindet sich eine Bocholter Karnevalszeitung von Februar 1877 namens "Atuuh", wohl der damalige Karnevalsgruß der Bocholter Narren.
Im Stadtarchiv Bocholt befinden sich Statuten von einstigen Karnevalsvereinen mit Namen wie "Ulk", " Julie" und "Fidelio" die im 19.Jahrhundert ihre Veranstaltungen durchführten. Aus dem Jahre 1911 liegt ein Programm vor aus der ersten großen Narrensitzung . Motto dieser Veranstaltung: "Se häw ne Dröppel an de Nöse". Hier wurde noch die plattdeutsche Sprache gepflegt.
"Alles under eenen Hoot", war der Titel der Karnevalsession 1936, was wohl eine Anspielung auf die Gleichschaltung sein sollte.
In den späteren Jahren wurde die Fastnacht im Münsterland und am Niederrhein vor allen durch die Heischezüge geprägt. Am Karnevalsmontag zogen Abordnungen von Betrieben, Vereinen und Nachbarschaften durch die Straßen und erbettelten sich bei Freunden und Bekannten eine Wurst oder andere Naturalien. Gesungen wurde dabei das Heischelied: "Frau gaoh nao 'n Schorsteen...", das heute noch viele Bocholter/innen kennen. Das Wurstessen erfolgte als Abschluss der Karnevalstage am Dullen Dienstag.
Das Bocholter Borkener Volksblatt schrieb am 23.2.1950: "In der Fastnachtszeit konnten wir es wieder erleben, dass die Jugend in den Landgemeinden unseres Kreises an eine über 200 Jahre alte Tradition anknüpfte. Am Rosenmontag und am Dullen Dienstag zog die Jugend in den verschiedenen Gemeinden wieder von Haus zu Haus, um das Wurstaufholen in althergebrachter Weise durchzuführen. Seit am Rosenmontag der Karnevalszug organisiert ist, lässt das Wurstaufholen merklich nach."Es ist jedoch eine Tradition geblieben, die sich im ländlichen Raum bis heute hält.
Der Karneval wurde den Kirchen und Behörden unangenehm, da Alkoholkonsum und Verschwendung überhand nahmen. 1765 sah sich die Regierung in M
ünster deshalb veranlasst, eine Verordnung zu erlassen, die „ schlemmereyen und unnötige Verschwendungen" unter Strafe von fünf Goldgulden untersagten. Bedingt durch übermäßigen Alkoholgenuss kam es auch immer wieder zu Ordnungswidrigkeiten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden besonders die Heischezüge als Bettelei bewertet. Man beschwerte sich, dass angetrunkene Männer in die Häuser eindrangen und sich selbst versorgten.
Am 17. November 1913 erließ die Stadt Bocholt eine Polizeiverordnung über das Maskenwesen. Danach durften sich verkleidete Personen nur noch an den drei Fastnachtstagen zu bestimmten Zeiten auf öffentlichen Straßen und Plätzen sehen lassen. Jede verkleidete Person musste eine polizeiliche Genehmigung bei sich führen. Verboten waren auch "Masken und Maskeraden, die gegen Religion und gute Sitten verstoßen oder Behörden und andere Personen beleidigen". Sogar das Erscheinen weiblicher Personen in Männerkleidung wurde untersagt.

Gerhard Cebulla, Spaß an der Freud - nicht gern gesehen, in:  Unser Bocholt, 44.Jg. (1993), H.1, S.16 -18.Alois Döring, Von der Fastnacht zum Karneval .. in Bocholt und anderswo, in: Unser Bocholt, 45.Jg. (1994), H. 3, S. 3 - 7.Michael Scheibe, Der kleinste Verein feiert Geburtstag: 20 Jahre Bürgerausschuss zur Förderung des Bocholter Karnevals e. V., in:  Unser Bocholt, 35.Jg. (1984), H.1/2, S.96-98.Hugo Ingenhorst, 25 Jahre BOKAGE, Karneval in Bocholt, in: Unser Bocholt, 31.Jg. (1980), H.1. S.29-35.Der Brockhaus multimedial premium 2009. Siehe.: Karneval/Altweiberfastnacht.Anton Schmeddinghoff, Lebendige Vergangenheit, Grabenstädt 1982.

Sporker Grenzlandgarde 1963

1963 hatten Werner Nienhaus Lensing und seine Freunde die Idee, eine Garde zu gründen:“die Sporker Grenzlandgarde.“ Die Garde präsentierte sich in der Uniform vom alten Fritz. In ihren Uniformen und mit der großen Kanone kamen sie bei dem närrischem Publikum sehr gut an. 
In dieser Zeit sind sie weit über die Grenzen der Stadt Bocholt hinausgekommen. Die Garde war in Duisburg, Düsseldorf, Köln und Berlin zu Gast.Aus der Sporker Grenzlandgarde entwickelte sich später die Bocholter Prinzengarde und die Bocholter Stadtgarde. Die Sporker Grenzlandgarde war bis 1974 aktiv.
1998 halfen die Gildemeister des St. Ludgerus Schützenvereins beim Karnevalsverein Blau Weiß. Das inspirierte die Männer so, das sie beschlossen, Spork braucht wieder einen eigenen Karnevalsverein.

 

Im Oktober 2001 gründete sich daraufhin in Spork wieder ein Karnevalsverein, die Sporker Grenztröpfkes. Namensgeber dieses Vereins war Willi Möllenbeck, der auf das Sporker Nationalgetränk verwies, den Sporker Grenztropfen.

 

Um dem Nationalgetränk alle Ehre zu erweisen, war klar, das das Outfit des Vorstandes dem Flaschenetikett angeglichen werden musste. Heute sieht man den Vorstand im eleganten Hochzeitsanzügen auftreten.
Im Laufe der letzten Jahre ist der Verein sehr gewachsen, was sowohl an der steigenden Mitgliederzahl als auch am Ansehen im Raum Bocholt zu bemerken ist.